Schildkröten in Kölner Weihern

Das Tierleben in den Kölner Weiher und Seen ist oft erheblich vielfältiger, als es beim ersten Anblick erscheint. Oft leben Tiere an den unterschiedlichsten Orten, an denen wir gar nicht damit rechnen, vielleicht auch deshalb, weil sie nicht dorthin gehören. Eine solche Spezies sind Schildkröten, sie leben in jedem Kölner Weiher, sei es mitten in der City im Aachener Weiher, im Stadtwaldweiher, im Volksgarten oder im Decksteiner Weiher.

Meist sitzen in den Kölner Weihern Schildkröten, die aus der Mississippi-Region Nordamerikas stammen, einer Gegend, die deutlich wärmer ist als Köln und für Wasserschildkröten viel besser geeignet ist. Insbesondere Rotwangenschmuckschildkröten sind in den Weihern oft zu finden, sie werden in Zoohandlungen als wenige Zentimeter süße Schildkrötenkinder für das Terrarium verkauft, aber sie wachsen. Irgendwann sind sie 20 cm groß und passen nicht mehr ins Bassin –  die Besitzer setzen sie dann eben in irgendeinem Gewässer aus. Da Schildkröten uralt werden können, sind sie ihren Besitzer nach Jahren oft lästig, auch dann müssen sie raus in den Teich.

Im Mediapark-Weiher

Aber ganz offensichtlich finden die nordamerikanischen Schildkrötenarten in Köln eine Heimat, in der sie sich wohlfühlen. Es gibt in NRW sogar Teiche, in denen haben sie Eier gelegt, wenn aus diesen auch kein Nachwuchs geschlüpft ist. Der Klimawandel, der es in Deutschland immer wärmer werden lässt, mag das ändern. In absehbarer Zeit können wir vielleicht in Kölner Weihern auch mit kleinen Schildkrötenbabies rechnen. Gegen den Frost, der in Deutschland bis vor einiger Zeit Gewässer in Eisflächen werden ließ, sind die nordamerikanischen Arten nicht gewappnet, ein richtig kalter Winter würde wohl sehr viele von ihnen erfrieren lassen. Da aber diese Winter in Köln und der Kölner Bucht seit langem fehlen, leben viele Schildkröten seit etlichen Jahren hier und werden – sofern nicht wieder ein solcher Winter kommt – auch hier recht alt. Denn vom Grunde her sind Kölner Weiher für diese Schildkröten ein Paradies, sie sind voller Nahrung. Feinde haben die Schildkröten hier nicht. Das allerdings ist kein Vorteil, die nordamerikanischen Wasserschildkröten fressen in Kölner Weiher Amphibien weg, sie schnappen sich Kaulquappen, Frösche, Kröten und Molche, sie fressen Libellenlarven, also Tiere, die unter Schutz stehen und auf keinen Fall gefressen werden sollen. Auch wenn bisher keine Gefährdung der Arten von Libellen und Amphibien bekannt geworden ist, besser wäre es, sie wegzufangen und den Weihern zu entnehmen, was aber nicht passiert. Einerseits ist es sehr schwer, diese Schildkröten einzufangen, da sie doch blitzschnell unter Wasser verschwinden, wenn ihnen ein Mensch zu nahe kommt, andererseits weiß niemand, wohin mit den eingefangenen Schildkröten. Die Kölner Tierheime können sie nicht aufnehmen, denn sie werden bis zu 50 Jahre alt, sitzen dann im Tierheim und sie dürfen nicht weitergegeben werden. Getötet werden dürfen sie auch nicht, das Tierschutzgesetz verbietet dies.

Bachschildkröte, wahrscheinlich Kaspische Bachschildkröte (Rautenstrauchkanal)

So wird das Problem der invasiven Schildkröten in den Kölner Weihern bestehen bleiben und es bleibt zu hoffen, dass nicht weitere Schildkröten in den Weihern ausgesetzt werden, was unter Umständen zur Zerstörung ganzer Ökosysteme führen kann.

In den Kölner Gewässern tauchen auch Bachschildkröten auf, die über 20 cm groß werden können und von Natur aus in Südeuropa, im Mittelmeerraum, in Nordafrika und Westafrika verbreitet sind. Sie sind gute Schwimmer und so wurde die vermutlich Kaspische Bachschildkröte im Lindenthaler Rautenstrauchgraben gesichtet, die in Südosteuropa, Griechenland und der Türkei zuhause ist.

Es kam schon vor, das sogar Schnappschildkröten ausgesetzt wurden, was gefährlich sein kann, denn mit ihren sehr scharfen Kiefern können sie auch beim Menschen böse Verletzungen hervorrufen.

Hausbesetzer : Schildkröten besetzen das Entenhaus im Aachener Weiher

Was leider fehlt, ist die Europäische Sumpfschildkröte, die in Deutschland ganz überwiegend ausgerottet und nur noch sehr selten zu finden ist. Wahrscheinlich wurde sie so extrem stark dezimiert, weil sie auch als Leckerbissen galt. So wie der Biber einst nahezu komplett verschwand, weil er als im Wasser lebendes Tier als Fisch betrachtet wurde und deshalb in der katholischen Fastenzeit verspeist werden durfte, so wurde auch mit dem Verzehr der Europäischen Sumpfschildkröte das Fastengebot umgangen. Natürlich spielte aber bei beiden Arten auch die Zerstörung der Lebensräume eine wichtige Rolle.

Trotz aller Probleme für Fauna und Ökosysteme ist die Beobachtung von Schildkröten in der freien Natur ein Schönwetterabenteuer und deshalb auch für den gemütlichen Familienausflug gut geeignet. Wenn es richtig schön warm ist und die Sonne scheint, dann kommen die Schildkröten raus und sitzen am Ufer, auf Steinen und mit Vorliebe auf im Wasser liegenden Baumstämmen. Manchmal sind sie erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Gut ist es, mit einem Fernglas auf Tour zu gehen und zum Fotografieren ein Teleobjektiv zu verwenden. Langsam und gemütlich das Gewässer umrunden und die typischen Stellen im Auge behalten, an den sich Schildkröten oft sonnen. Und wenn wir welche gefunden haben und sie sind nicht weit vom Ufer entfernt, möglichst still sein und auch nicht zu sehr nähern. Denn wenn Schildkröten an Land auch sehr behäbig erscheinen, im Wasser sind sie flink. Und ihren Sonnenplatz verlassen sie sprunghaft, wenn sie sich gestört fühlen.

Besonders reizvoll ist die Szenerie im Weiher im Mediapark. Aber auch in abgelegenen Weiher und Seen im Königsforst, in der Wahner Heide oder in Dünnwald sitzen Schildkröten genüsslich in der Sonne, sie fehlen an keinem der künstlichen Kölner Gewässer. Damit wäre schon die beste Beobachtungszeit angesprochen. Schildkröten sind wechselwarme Tiere (wie auch Eidechsen, Schlangen und Krokodile), sie brauchen Wärme für ihren Stoffwechsel, ihr Körper kann diese Wärme nicht selbst produzieren. Deshalb sitzen sie gerne stundenlang in der Sonne und genießen die Wärme.

Im Mediapark-Weiher

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