Spektakulärer Fund : Tentaculiten in Köln entdeckt

Tentaculiten sind nicht gefährlich, das sei schon einmal vorweg gesagt. Vor allen sind sie bereits im Erdaltertum (Paläozoikum) ausgestorben. Nicht ganz sicher sind sich die Paläontologen, wann sie denn wohl ausstarben. Nach der gängigen Lehrmeinung verschwanden sie während eines der fünf großen Massensterbens in der Erdgeschichte, im Famenne, das ist eine Stufe des oberen Devons, vor etwa 360 Millionen von der Erde. Allerdings beschrieb der japanische Wissenschaftler Niko im Jahre 2000 den Fund von mutmaßlichen Tentakuliten aus einem japanischen Kalkstein, der ein karbonisches oder gar permisches Alter hat – so mögen Tentakuliten vielleicht noch vor 300 Millionen Jahren auf der Erde gelebt haben.

Mir ist es heute erstmalig gelungen, Tentaculiten im Kölner Stadtgebiet zu finden. Ein Pflasterstein am Gereonskloster bei der Kirche Sankt Gereon war mit fossilien Tentakuliten übersäht. Ein außergewöhnlicher Fund, auch wenn dieses sicherlich nicht der einzige in Köln sein dürfte. Der Pflasterstein stammt aus der mitteldevonischen Lindlarer Grauwacke und im Devon erreichten die Tentakuliten eine massenhafte und weltweite Verbreitung. Im Devon hatten die Tentakuliten ihren Entwicklungshöhepunkt: In diesem Zeitraum traten sie, darunter besonders die Ordnung Dacryoconarida, in manchen marinen Sedimentgesteinen gesteinsbildend auf. So wurde zum Beispiel in der „Rheinischen Fazies“ der sogenannte Tentaculitenschiefer gebildet.

Crinoidenstielglieder und Tentakuliten gemeinsam in einem Pflasterstein aus Lindlarer Grauwacke

Tentakuliten gehören wie Schnecken, Muscheln und Tintenfische zu den Mollusken, d.h. zu den Weichtieren. Und sie gehören im Allgemeinen zu den Mikrofossilien, weshalb sie nur selten gefunden werden. Auch wenn Tentakuliten in Ausnahmefällen bis zu 10 cm groß werden können, sind sie meist doch nur wenige Millimeter groß. Ihr Gehäuse ist meist spitzkonisch, wie eine Schultüte im Miniformat, in diesem Gehäuse steckt dann der Tentaculit. Manche Systematiker gliedern die Tentaculiten als eigene Klasse in die Mollusca ein, andere stellen sie zu den Schnecken.

Im Rahmen meiner Untersuchungen der Gesteine Kölns würde ich das gerne weiter verfolgen und bitte jeden, der im Stadtgebiet auf fossile Tentakuliten stößt, mir diesen Fund mitzuteilen.

Mehr Informationen über Tentakuliten gibt es auf Wikipedia

1 Kommentar

  1. Hallo, ich bin heute über den Bericht im SWR über das Mühlsteinrevier auf sie gestoßen und lese mich im Moment im Internet durch Ihre spannenden Berichte und Fotos. Es fasziniert mich sehr. Ich bin Rentner und 72 Jahre alt.

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