Unterwegs im urigsten Steinbruchgebiet der Eifel

Erkunden Sie doch mal die Ettringer Lay

Vor etwa 200.000 Jahren tat sich zwischen Ettringen und Kottenheim die Erde auf und glühende Lava wurde herausgeschleudert. Aus verschiedenen Vulkanschloten schossen Lavafetzen heraus, fielen noch glühend auf die Erde und verschweißten dort, es entstanden sogenannte Schweißschlacken, ganz besonders feste und verwitterungsresistente Lavakomplexe. Zwei Flanken des Vulkans werden von Schweißschlacken aufgebaut und stehen noch heute dominant in der Landschaft: der Ettringer Bellerberg und der Kottenheimer Büden. Während der Vulkanausbrüche flossen aus den Schloten drei Lavaströme aus, die zu hochwertigem Mühlsteinbasalt erkalteten: einer nach Norden, in ihm liegt das heute Kottenheimer Winfeld. Ein anderer floss nach Süden, in diesem liegt das Basaltabbaugebiet des Mayener Grubenfeldes. Der kürzeste, nur 0,5 km lange Lavastrom ergoss sich in westlicher Richtung, er war zugleich der dickste, über 40 Meter mächtig wurde der Basalt, in dem heute das ehemalige Bergbaugebiet der Ettringer Lay liegt.

Historischer Bergbaukran – so langsam zerfallen die letzten Relikte der Bergbauzeit

Während im Winfeld und im Grubenfeld schon vor 7000 Jahren im Neolithikum die Menschen dort Basalt abbauten, um Mühlsteine daraus herzustellen, fehlen solche Nachweise für den Lavastrom der Ettringer Lay. Vielleicht sind sie aber auch einfach nur durch den späteren Abbau zerstört worden.

Aus der Römerzeit jedoch sind im Steinbruchgebiet über 70 Fundstellen bekannt geworden. Eine genauere Datierung gelang durch etliche Münzfunde und Keramiken. Verwendet wurden jetzt überwiegend Eisenwerkzeuge, zahlreiche Funde dieser doch wertvollen Arbeitsgeräte wurden in den alten Abraumhalden gemacht. Das Standardwerkzeug römischer Steinbrucharbeit scheint der Zweispitz gewesen zu sein, die häufigsten Werkzeugfunde jedoch sind Eisenkeile.

Interessant ist, das viele archäologische Funde erst in jüngerer Zeit gemacht wurden. Die während der Jahrhunderte aufgehäuften oftmals riesigen Schutthalden wurden zur Straßenschotterherstellung aufbereitet. 1976 erst fand man in der Ettringer Lay römerzeitliche Abbauspuren und zerbrochene Mühlsteinrohlinge. Römerzeitliche Abbauhalden erreichten Mächtigkeiten von 15 Metern.

Produziert wurden Mühlsteine für Handmühlen, verschiedene Arten Kraftmühlsteine und Mörser. Zunehmend fand die Mayener Basaltlava auch Verwendung als Baustein und als Bildhauermaterial. Nach dem Rückzug der Römer ruhte der Abbau in der Ettringer Lay, 1836 wurde erstmals seit der römischen Zeit im Ettringer Lavastrom wieder Basalt abgebaut.

Manch ein alter Ettringer erinnert sich heute noch, dass er als Kind in der Lay gewesen ist, um dem Großvater Mittags die Suppe zu bringen. Und er erinnert sich dann auch noch, das viele Ettringer in den Gruben arbeiteten und die gewaltigen Basaltsäulen aus der Wand brachen – ein Job, der auch schon mal tödlich endete. Aber nicht nur Mühlsteine wurden hergestellt, auch Pflastersteine für den Straßenbau wurden hier zurecht geschlagen. Im Akkord arbeiteten die Pflastersteinschläger, die mit wenigen gezielten Schlägen aus einem rohen Brocken einen straßenbautauglichen Werkstein herstellten.

Ehemaliges Zahlhaus für die Bergleute
An der großen Wand der Ettringer Lay im Nebel

In diesen Lavaströmen finden sich mystisch anmutende Basaltschluchten, wie sie sich in der Fantasie kaum schöner ausmalen lassen. Wie durch eine Welt vor unserer Zeit führen Wanderwege und versteckte Pfade, besonders reizvoll ist diese Landschaft im Nebel.

Heute ist die Ettringer Ley eines der besten Klettergebiete des Deutschen Alpenvereins. Die große Wand ist die größte Wand der Eifel und bei gutem Wetter hängen die Kletterer in den steilen Wänden wir Kirschen im Baum.  Im Frühjahr 2021 wurden die Felsen der Ettringer Lay endlich wieder umfangreich freigeschnitten, der im Vorjahr noch durch aufstrebende Bäume versperrte Blick ist jetzt wieder vollkommen frei. Vom Wanderparkplatz Ettringer Lay südlich von Ettringen an der Straße nach Mayen haben wir einen guten Ausblick, auch auf die Aussichtplattform an der Kletterwand. Der Weg neben der Grillhütte führt dort hinunter und auch wer es sich nicht zutraut, diese Wände zu erklimmen kann doch mit Spannung verfolgen, wie sich die Kletterer nach oben vortasten.

Ein markierter Rundweg führt einmal durch die Ettringer Lay, vorbei an alten Hütten und historischen Bergbaukränen, etliche Infotafeln erklären Vulkanismus und Geschichte. Und auch wenn vielen vom Laub verdeckt ist, rechts und links des Weges führen immer wieder Pfade, auf denen Trittsicherheit erforderlich ist, in alte Steinbrüche, in denen heute geklettert wird. Manchmal erinnern Inschriften an tödliche Abstürze.

Kletterer an der großen Wand der Ettringer Lay

2 Kommentare

  1. Ein toller, geschichtsträchtiger Wanderweg. Ich durfte kurz vor der Eröffnung damals für meinem Wanderblog den Weg als Wanderchecker mit dem SWR-Fernsehteam auf dessen „Tauglichkeit“ testen und war restlos begeistert.

    1. Hallo Sylvia, Du findest den „Mühlsteinwanderweg“ tatsächlich gut? Ich empfinde ihn eher als schnell gemachte, eher hilflose Notlösung und gar nicht als empfehlenswert. Klar, die einzelnen Etappenziele sind grandios, da sind wir vollkommen einer Meinung, Grubenfeld, Ettringer Lay, Winfeld, Bellerberg und Büden, alles für sich in jedem Fall unbedingt sehenswert. Aber dann gehst Du in Mayen los und stehst zum Ende in Mendig am Brauhaus? Und dann? Besäufst Du Dich vor Kummer, weil Dein Auto in Mayen steht und Du nicht zurück kommst? Das der Weg duch ganz Mendig auf Straßen führt, finde ich auch nicht gut. Nicht empfehlenswert. Mir kommt es vor. als wäre da schnell ein Wanderweg gebraucht worden und dann wurde er gemacht. Es ist sicherlich schwer, da einen Wanderweg zu konzipieren, die vielen Steinbrüche machen es nicht einfach. Aber als großen Wurf empfinde ich diesen Weg nicht.
      Viele Grüße
      Sven

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