Rehe! … in nie gesehener Zahl am Braunkohletagebau

Rehsprung nennt der Jäger das, was ich gemeinhin bisher als Rudel bezeichnet habe. Eine große Zahl Rehe, die sich zusammen tun. Im Frühjahr, im März und April machen sie dies, bevor sie sich wieder vereinzelt durch Wald und Flur auf den Weg machen.

Ein Rehsprung in den Rekultivierungsflächen des Tagebaus Garzweiler

Sehr gut zu beobachten ist dies in den Rekultivierungsflächen der Rheinischen Braunkohletagebaue. Mit dem Auto dürfen die Gebiete kaum befahren werden, für Fußgänger sind sie meist zu weit, kaum Menschen sind hier unterwegs und entsprechend wohl fühlt sich das Rehwild.

Rheinbraun – heute RWE – plant seine Tagebaue seit Jahrzehnten direkt so, daß neue Landschaften entstehen, wenn die Kohle darunter abgebaggert ist. Bevor der Bagger beginnt, sich in die Tiefe zu fressen, steht auf dem Reißbrett bereits fest, was denn später hier für eine Landschaft entstehen soll. Vereinfacht dargestellt beschreibe ich es einmal so: vorne baggert der Schaufelradbagger die Landschaft weg, darunter wird die Braunkohle heraus geholt, der Abraum über der Braunkohle wird auf Förderbändern ans hinterer Ende des Braunkohletagebaus gebracht und von den Absetzern dort wieder hingekippt, eine neue Landschaft entsteht, die von der RWE-Forschungsstelle Rekultivierung geplant und gestaltet wird.

In der Regel sind es Ackerflächen, die geschaffen werden. Bevor die aber an einen Landwirt übergeben werden, wird der Boden jahrelang aufbereitet. Überall werden Rückzugsmöglichkeiten für Tiere, egal ob Vögel, Hasen, Eidechsen oder Amphibien geschaffen. In dieser Einsamkeit fühlen sich auch Rehe wohl … kaum Spaziergänger, kaum Hunde, aber weite Flächen, auf denen Rehe äsen können, auf denen sie sich sicher fühlen, weil sie potentielle Feinde schon von Weitem kommen sehen. Eine ideale Landschaft, um Rehe zu beobachten.

Besonders ideal ist die Beobachtung von Tieren oft aus dem Auto heraus. Wenn ich als Fotograf mich an die Tiere heran mache, auf dem Boden krieche, hinter dem Buch hocke oder mich im Rübenacker hinter eine Rübe verstecke … die Sinne des Wildes sind besser, es nimmt mich zu Kenntnis und flüchtet. Insbesondere auch deshalb, weil jemand, der sich anschleicht, ein Feind sein muss. Autos aber zählen nicht zum Feindbild des Rehs, also sitze ich gemütlich im Auto, was auch bei Wind und Wetter von Vorteil sein kann und komme nahe an die Rehe heran, oft bis auf ein paar Meter … zu Fuß wäre das unmöglich.

Von RWE habe ich ein Fahrgenehmigung für die Rehkultivierungsflächen bekommen, um das Tierleben dort zu dokumentieren, was ich das ganze Jahr lang ausgiebig machen werde, um für meinen geplanten Bildband über das Braunkohlerevier außergewöhnliche Fotos schießen zu können.

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