Mittelalterliche Mühlsteine am Hochstein (Osteifel)

„Gerade bei Mendigern und auch bei denen, die als Kinder in der Hochsteinhöhle gespielt haben, stößt man auf Widerspruch, wenn man erwähnt, dass am Hochstein im Mittelalter Mühlsteine abgebaut wurden und das die Felsen des Hochsteins eine Steinbruchlandschaft sind.“ So schreibt es der Archäologe Fritz Mangartz, der das Mühlsteinrevier rund um Mayen, Mendig, Ettringen und Kottenheim bis in den letzten Winkel erforscht hat in dem Büchlein „Der Hochstein“, das er gemeinsam mit dem Heimatforscher Willi Böhmerich aus Obermendig im Jahre 1993 herausgegeben hat. Man müsse also mit denen, die es nicht glauben wollen, dorthin gehen und ihnen die Mühlsteine zeigen.

Und, so lese ich irgendwo, es gibt auf dem Hochstein noch den sogenannten Schafstall, einen alten Steinbruch, in dem auch der ein oder andere mittelalterliche Mühlsteinrohling herum liegen soll. Wo auch immer das sein mag, keine Karte kennt diesen Ort, wie sollen dann die Mendiger das wissen? Fritz Mangartz, Willi Böhmerich und Fridolin Hörter – alles begeisterte Heimatforscher – kennen all diese Stellen, aber ich als Kölner? Nun, auch Willi Böhmerich aus Obermendig, der beste Hochstein-Kenner weit und breit, war Kölner. Und glücklicherweise gerate ich an seine Tochter Silvia, ebenfalls Hobby-Heimatforscherin, und bekomme von ihr detaillierte Beschreibungen.

Und damit mache ich mich auf in den Wald am Hochstein, erklimme den Kraterwall des Hochsteinvulkans, der nach Norden hin geöffnet ist, weil dort ein Lavastrom ausgeflossen ist, auf dem nun der Ort Obermendig steht. Es dauert nicht lange und die Steinbrüche des Schafstalls liegen vor mir. Angeblich soll das Naturschutzgebiet sein und ich wundere mich, wieso dort quer durch den Steinbruch mehrere Mountainbiketrails mit Sprungschanzen und alle Raffinessen gehen.

Mittelalterlicher Mühlsteinrohling im „Schafstall“

Es dauert nicht lange, da liegt vor mir ein großer, mittelalterlicher Mühlsteinrohling, eindeutig erkennbar auch durch das Loch in der Mitte. Tatsächlich, hier wurden also Mühlsteine abgebaut, auch wenn es tausend Jahre her ist.

Ich gehe weiter auf dem Kraterwall zur Genovevahöhle, so wild diese Felsen auch aussehen, sie wurden von Menschenhand erschaffen. Ursprünglich war hier der Schlackenwall des Hochsteinvulkans, ein nach Norden offener, aber ansonsten kompakter Wall aus Schweißschlacken. Erst durch den Mühlsteinabbau wurde dieser Wall zerstört und es entstanden die krassen Felswände vor der Höhle und auch die Höhle selbst. An vielen Stellen erkenne ich noch, dass hier einst Mühlsteine hingen und abgelöst wurden.

Eingang zur Hochsteinhöhle

Aber warum wurden hier Mühlsteine abgebaut, wenn doch nahezu um die Ecke in Niedermendig und Kottenheim allerbeste Mühlsteinlava verfügbar war und tausende Mühlsteine bester Qualität hergestellt wurden? Der Archäologe Fritz Mangartz nimmt an, dass mit den Mühlsteinen aus dieser schlechten Qualität, die gröber und körniger war, Früchte zu Saft und auch Öl ausgepresst wurde.

In der Hochstein-Höhle

Was auch immer, es lohnt sich, die Mühlstein-Steinbrüche des Hochsteins auf einer Exkursion zu erkunden. Zur Hochstein-Höhle in der Abbauschlucht gelangt man ganz einfach über den Traumpfad „4-Berge-Tour“, los geht es am Wanderparkplatz Genovevahöhle an der Straße von Ettringen nach Bell gegenüber der Rodder Höfe.

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