Kamelle, das sei für den Nichtrheinländer erläutert, sind Bonbons. Mitten im Wald, direkt an einer Kreuzung mehrerer Wanderwege, zu denen auch der Römerkanalwanderweg gehört, steht hier seit Jahrhunderten ein Baum, aus dem es Kamelle regnet – nicht immer regnet es Kamelle, es muss schon jemand dabei sein, der sie oben hineinwirft, damit sie unten aus dem Loch wieder heraus kommen – den Kindern, für die sie hinein geworfen werden, ist das meist egal. Von 1477 bis 1977 stand hier eine alte Eiche als Grenzbaum zwischen den Herrlichkeiten (Verwaltungseinheiten zu kurfürstlicher Zeit) Alfter und Heimerzheim. Schon seinerzeit spukte der Baum Kamelle, wenn abends die Bäuerinnen der Dörfer an der Swist aus Köln vom Markt zurück kamen, wohin sie von Roisdorf aus mit der 1844 eröffneten Bonn-Cölner Eisenbahn fuhren. Im Wald kamen ihnen die Kinder entgegen und wurden mit Kamelle begrüßt.
1977 wurde der uralte Baum von einem schweren Waldfahrzeug umgefahren, absichtlich so munkelt man, denn der Fahrer wollte ihn in seinen Vorgarten stellen. Aber andere Waldarbeiter holten ihn zurück und stabilisierten den Baumstumpf mit Beton, so dass er heute noch als Denkmal an der Wegekreuzung steht. 1978 wurde vom Heimatverein Roisdorf ein neuer Kamelleboom, diesmal eine Linde, gepflanzt und mit einem dicken Gedenkstein markiert. Auch heutzutage hängen in seinen Zweigen oftmals noch Kamelle, allerdings dort oben eher unerreichbar.
Mitten im Wald gelegen, erreichen wir den Kamelleboom am besten auf der fünften Etappe des Römerkanalwanderweges oder wir parken an einem geheimnissenvollen Trainingsgelände der Bundespolizei (WiWeB) am Ende der Bornheimer Straße in Heimerzheim. Von hier einfach geradeaus in den Wald, nach 1000 Metern auf dem Hauptwanderweg nach rechts bis zum Römerkanalwanderweg, dort links.
Ausführliche Informationen zum Kamelleboom gibt es auf der Website der Heimatfreunde Roisdorf e.V.