Die Ahl

Durch die Lavaströme der Osteifel

Streckenbeschreibung : Überwiegend Feld- und Waldwege, gelegentlich kleine Pfade. Durch Ettringen an der Straße entlang und von der Ettringer Ley nach St.Johann ein Stück wenig befahrene Landstrasse
Streckenlänge : 17 km
Bei Abkürzung 11 km
Wanderzeit : 5 – 6 Stunden
Höhenmeter im Anstieg : 750 m
Höhenmeter im Abstieg : 750 m
Schwierigkeitsgrad : anspruchsvoll

ÖPNV :  http://fahrplan-bus-bahn.de/rheinland-pfalz/ettringen
Ettringen ist von verschiedenen Bahnhöfen mit dem Bus zu erreichen. Da die Wanderung durch Ettringen hindurch führt, von der Bushaltestelle Ettringen Volksbank starten und über die Keutelstraße zum Ettringer Bellerberg.

KFZ-Navi : Vulkanstrasse 1, 56729 Ettringen
Von dort aus auf der Mayener Strasse (L 82) 1000 m nach Süden Richtung  Mayen, dort Parkplatz der Ettringer Lay
GPS-Koordinaten 32 U 373576 5578778

Zum Besuch der Genovevahöhle sollte eine Taschenlampe im Rucksack ein.

Die Osteifel ist Mitteleuropas jüngstes und einzig aktives Vulkangebiet. Erst 11.000 Jahre ist der letzte Vulkanausbruch her, das ist für Vulkanologen kein Zeitraum, der schon Ruhe verspricht. Die Osteifel ist vor allem durch den touristisch überlaufenen Laacher See bekannt, unbekanntere Highlights liegen anderswo. Diese Tour führt durch die spektakulärsten und schönsten Basaltlavaströme der Osteifel und besucht abgelegene Gipfel von besonderer Schönheit. Nirgendwo sind Basaltlavaströme schöner als in der Ahl, nirgendwo sind Basaltlavawände gewaltiger als in der Ettringer Ley, nirgendwo sind Schweißschlacken schöner als am Bellerberg. Und die Aussichten von den Gipfeln, die sich auf dieser Tour bieten, sind wirklich vom Allerbesten. Nach dieser Tour versteht man die Vulkane und ihre Lavaströme. Da die Tour anstrengend ist, besteht die Möglichkeit, sie durch die Abkürzung in zwei Tagestouren zu teilen.

Zunächst orientieren wir uns vulkanologisch. Im Osten blicken wir auf den Ettringer Bellerberg, obendrauf eine einsame Bank, auf ihr werden wir in einigen Stunden sitzen. Von diesem Vulkan flossen vor 200.000 Jahren drei Lavaströme aus, einer nach Norden in Richtung Kottenheim, einer nach Süden in Richtung Mayen und einer nach Osten, in ihm liegt jetzt das Bergbaugebiet der Ettringer Ley.

Vom Parkplatz an der Ettringer Ley führt neben der Schutzhütte hinter der Schranke der  Feldweg hinunter zur größten Basaltlavawand der Eifel. Wir halten uns an jeder Abzweigung links, immer geht es hangabwärts, bis wir vor der gewaltigen Basaltlavawand stehen. Bei schönem Wetter sind hier etliche Kletterer unterwegs.

Ettringer Ley

Zwei  Dinge müssen wir uns nur vergegenwärtigen: Das riesige Loch der Ettringer Ley ist ein Steinbruch. Wir stehen hier inmitten eines Lavastromes, der abgebaut wurde, ursprünglich war das gesamte Loch ein steinerner Basaltkomplex, der bis oben zur Landstraße reichte. Alles nur Basalt. Der ganze Steinbruch wurde überwiegend in Handarbeit geschaffen, die Steinbrecher arbeiteten mit Hammer und Schlegel und zerlegten den Basaltlavastrom in Säulen und zu Pflastersteinen und Mühlsteinen. Die große, 40 Meter hohe Basaltlavawand vor uns ist ein Lavastrom, der vom Ettringer Bellerberg herab geflossen kam. Basalt ist fließfähig und füllt Mulden und Täler, hier bestand einst ein Tal, in das der Basaltlavastrom des Bellerberg-Komplexes hinein floss, wir müssen uns vorstellen, dass eine 40 Meter hohe glühende Lavamasse alles vernichtend auf uns zu kommt, sie kommt eher langsam, aber nichts hält sie auf.  Es dauerte lange, bis dieser Lavastrom abgekühlt war, deshalb bildeten sich Basaltsäulen von mehreren Metern Durchmesser, wie wir in der Wand erkennen können. Aus dem Basalt wurden neben Pflastersteinen in erster Linie Mühlsteine hergestellt, mit den überall zu sehenden historischen Bergbaukränen wurden die tonnenschweren Mühlsteine aus dem Tagebau hinauf gezogen, verladen und abtransportiert.

Ettringer Ley

Wir gehen vom Aussichtsplatz auf die große Wand wieder etwas zurück, halten uns links und folgen nun dem Rundweg durch die Ettringer Ley. Immer wieder gibt es interessante Einblicke in den Basaltabbau, bis wir kurz vor Ende des Rundweges nach links abbiegen und durch die Felder weiter wandern.

Vor dem Gewässer gehen wir nach links, den ersten Weg wieder links, dann geradeaus bis auf die Straße, der wir nach rechts in Richtung Sankt Johann folgen.

Die Straße ist wenig befahren, allerdings sind die Eifler schon einmal rasant unterwegs. Leider gehen wir hier durch ein altes Basaltabbaugebiet, es gibt keine Wanderwege rechts oder links, aber wir wollen den grandiosesten Basaltlavastrom der Eifel besichtigen, aufgeschlossen im alten Steinbruchsgebiet „Die Ahl“. Also wandern wir  800 Meter am Straßenrand entlang, bis wir Sankt Johann erreicht haben, folgen der Straße auf dem Fußgängerweg noch ein bisschen,  biegen links in die Barbarastrasse ab, sie macht einen Rechtsknick. Nach hundert Metern zweigt nach links ein Wanderweg zwischen den Häusern ab. Es geht hangabwärts, unten auf dem Fahrweg gehen wir rechts und folgen diesem Weg nun – an Gabelungen rechts haltend – durch die alten Steinbrüche der Ahl. Nirgendwo ist ein Lavastrom spektakulärer als hier. Im Bereich hinter dem Zaun, der wir nach einigen hundert Metern erreichen, flossen vor 400.000 Jahren zwei  3,5 km lange Lavaströme des Hochsimmervulkans übereinander, nachdem der Erste bereits erkaltet war, floss später kam der zweite  wasserfallartig über den ersten hinunter ins Ur-Nettetal. 

Sankt Johann – Ahl

Der Wanderweg endet an einer Grillhütte an der Bürresheimer Straße, wir biegen nach rechts hangaufwärts ab und erreichen bald die Barbara-Kapelle. Die Heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute. Sankt Johann war einst ein Bergbaudorf, nicht nur wurde zu seinen Füßen der Basalt abgebaut, etwas unterhalb bei Schloss Bürresheim wurden in der Grube Silbersand Blei-, Kupfer- und Eisenerze gefördert. Halden und Pingen zeugen noch von diesem Bergbau, der bereits um 1400 begann und 1914 endete. Wir gehen noch ein Stück die Bürresheimer Strasse entlang, stoßen auf ein paar alte Häuser erbaut aus dem regionalen Basalt, an einem historischen Bildstock zweigt links der Beller Weg ab, dem wir nun lange geradeaus folgen. Wir halten immer auf den vor uns liegenden Hochsimmer-Vulkan zu, der Weg bedarf keiner weiteren Beschreibung, schließlich finden wir Wegweiser zum Aussichtsturm, erklimmen den Hochsimmer, bis wir auf seinem Gipfel den 1909 erbauten Aussichtsturm erreicht haben. Der Hochsimmer ist mit 583 m der höchste Vulkan des Laacher See-Gebietes. Von über 600 m Höhe blicken wir von oben über die Osteifel, sehen nördlich den Sulzbusch-Vulkan, im Nordosten den Hochstein, unser nächstes Ziel und im Südosten den Ettringer Bellerberg mit der Ettringer Ley.

 

Auf der anderen Seite des Turms folgen wir dem Wanderweg hangabwärts, gehen links und biegen nach ein paar hundert Metern nach rechts ab zur Simmerhütte. Rund um die Simmerhütte können wir schöne Lapillischichten betrachten, mächtige Lagen aus kleinen, nicht verbackenen Lavakügelchen in den Farbtönen schwarz bis braun. Mit den Händen können wir sie aus dem Gestein lösen. Es sind kleine Lavakörnchen, die der Vulkan ausspuckte, die im Flug abkühlten und so kalt zu Boden fielen, das sie nicht mehr miteinander verbacken oder gar verschweißen konnten, es ist ein vulkanisches Lockersediment.

An der Simmerhütte biegen wir nach links ab und folgen dem asphaltierten Fahrweg immer links auf den nächsten Vulkan, den Hochstein, zu.

Achtung Abkürzung

An der Simmerhütte geradeaus auf dem asphaltierten Fahrweg auf Ettringen zu, erspart die Runde über den Hochstein

Wir wandern durch die Felder auf den vor uns liegenden Vulkankegel des Hochsteins zu. An der Straße halten wir uns links und gehen zu den schwarzen Lavafelsen auf der anderen Straßenseite.

Dort stoßen wir auf mächtige Lapillilagen des Hochstein-Vulkans, es sind ebenfalls Lockersedimente, weshalb dort tiefe Höhlen hinein gegraben sind, die im Krieg auch als Zufluchtshöhlen dienten. Häufig finden wir in diesen Lapilli-Lagen große, braunschwarze, biegsame Kristalle, es ist Biotit, ein häufiges Schichtsilikat.

Hinter den schwarzen Lapillifelsen folgen wir dem ausgeschilderten Wanderweg „Traumpfad Vier-Berge-Tour“ bis zur Genovevahöhle.  Rund um die Höhle wird der aufragende Schlackenwall des Hochstein-Vulkans aus Schweißschlacken gebildet. Im krassen Gegensatz zu den zuvor kennengelernten lockeren Lapilli, die kleine Lavatropfen ausgeschleudert worden, wie wir es vielleicht vom italienischen Stromboli kennen, wurden hier vom Vulkan große Lavafetzen herausgeschleudert, die glühend zu Boden fielen, dort auf andere noch glühende Lavafetzen trafen und mit diesen zu einem harten Gestein verschweißten.

Ein kleiner Pfad führt nach ganz oben auf den Felsen der Höhle, vom dortigen Aussichtspunkt lässt  sich sogar der Laacher See sehen.

Wir gehen diesen Weg nun wieder ein bisschen zurück, gehen aber nicht wieder auf dem Traumpfad hangabwärts, sondern verlassen den Traumpfad und wenden uns nach links, dem Weg folgen wir nun in Serpentinen abwärts, an einer Kreuzung, an der ein asphaltierter Fahrweg endet und sechs Wege aufeinander treffen, gehen wir in diesen Asphaltweg hinein, um ihn nach 20 Metern nach links zu verlassen. Wir passieren eine Schutzhütte,  am Waldrand erkennen wir devonische Sandsteine, den Untergrund der Eifel, und marschieren durch die Felder auf Ettringen zu. Auf der Obermendiger Straße wandern wir durch Ettringen, rechts in die Straße „Am Kirchberg“, am Ende geradeaus in einen kleinen Weg zwischen den Häusern hindurch. Im Ortskern von Ettringen finden sich zahlreiche schöne ältere Häuser, die aus regionalen Gesteinen erbaut sind, häufig der schwarze Basalt, ebenso häufig der helle Ettringer Tuff mit zahlreichen Nebengesteinsbröckchen darin. Weiter in die Bäckerstrasse.  Hauptstraße. Links abbiegen in die Keutelstraße und nun immer geradeaus auf den Ettringer Bellerberg zu. Am Ende der Keutelstraße ist der Weg auf den Gipfel des Bellerberg ausgeschildert, wir folgen nun dem Traumpfad bis oben an die Bank, die wir schon vom Parkplatz der Ettringer Ley gesehen haben.

Der Gipfel des Bellerberges ist das letzte Highlight dieser hochinteressanten Tour. Wir sitzen oben auf der Bank und schauen uns um : Hochsimmer-Vulkan hinter uns, links der Hochstein. Schräg links der Laacher See-Vulkan, unter uns ein gewaltiger Steinbruch, in dem die Basalte des nach Norden ausgeflossenen Lavastroms der Bellerberg-Gruppe abgebaut wurden. Zur Bellerberg-Gruppe gehört auch der gegenüber aufragende Kottenheimer Büden. Bellerberg und Büden sind zwei Flanken eines Vulkans. Wo jetzt unter uns die Wiesen sind, waren einst die Ausbruchszentren, die Lavamassen in die Höhe sprühten, die die beiden Flanken bildeten. Beide Flanken des Vulkans bestehen aus mächtigen Scheißschlacken, auf dem Bellerberg-Gipfel stehen wir direkt darauf und können uns von ihrer Härte überzeugen. Stabil und verwitterungsresistent steht der Bellerberg in der Landschaft.

Unten an der Straße sehen wir bereits die großen Steinbrüche der Ettringer Ley. Wir folgen der Traumpfadmarkierung abwärts vom Bellerberg, biegen unten aber nach rechts ab und folgen dem ausgeschilderten Weg zur Ettringer Ley. Wir passieren auf dem Weg die Einfahrt zu einem Anwesen, daneben führt der Pfad in einen der ersten tiefen Steinbrüche der Ettringer Ley mit steilen Basaltfelsen und historischen Bergbaukränen. Leider ist das Betreten verboten, wir gehen geradeaus und stehen nach 300 Metern auf dem Parkplatz der Ettringer Ley.

 

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