Aufgrund des warmen Wetters sind die Amphibien in diesem Jahr früher als sonst auf Wanderschaft
Es ist ein faszinierendes Schauspiel, dieser Tage des Nachts in den Kölner Parks und Wäldern unterwegs zu sein und die Krötenwanderung zu beobachten. Viele hundert Erdkröten sitzen auf den Wegen, strecken ihre Köpfe nach oben: das sind die Erdkrötenmännchen, die nach Weibchen Ausschau halten.
Bis jetzt haben sie in Wäldern unter modrigen Bäumen, Wurzeln oder Steinen geschlafen. Erdkröten mögen es dunkel und feucht mit einer dicken Laubschicht, in der Schnecken, Würmer und Käfer herumkriechen. Mit vermindertem Herzschlag und Energieverbrauch dösen sie so vor sich hin, bis die frostigen Winternächte vorbei sind. Dann machen sie sich auf zu ihren Laichgewässern. Und das ist wahrlich ein beeindruckendes Schauspiel.
Ist es mehrere Tage warm genug, machen sich die Erdkröten auf den Weg, um sich zu paaren. Hunderte, manchmal tausende Tiere können das sein. Sie sind groß, bis zu 18 Zentimeter messen die Weibchen, bis zu 10 Zentimeter die Männchen. Behäbig kriechen sie vor sich hin und hüpfen nicht weg wie Frösche. Das macht sie zu idealen Beobachtungsobjekten. Während Frösche und Unken blitzschnell verschwinden, wenn man sich ihnen nähert, sitzt die Erdkröte einfach nur da – sehr oft zu ihrem Nachteil. Auf Straßen werden jedes Jahr unzählige Exemplare der Amphibienart totgefahren.
Abends in der Dunkelheit ziehen die Erdkröten los und sind bis lange nach Mitternacht unterwegs, oft mehrere hundert Meter bis hin zu ein oder zwei Kilometern. Morgens sind die Teiche voll. In den ersten Tagen sind es noch wenige, vor allem Männchen sitzen im Wasser und warten auf die Weibchen. Sie sind so versessen darauf, sich zu paaren, dass sie sich an alles klammern, was auch nur irgendwie wie ein Erdkrötenweibchen aussieht: eine Hand, ein Gummistiefel, ein Holzstück, ein Fotoapparat. Wenn wirklich ein Weibchen kommt, stürzen sich oft mehrere Kerle auf das arme Tier, klammern sich daran und ersäufen es.
Die Männchen sitzen auf dem Weg, am Ufer oder unter Wasser und strecken den Kopf in die Höhe: Sie wollen sehen, was da kommt. Die Weibchen sind größer, dicker und behäbiger, oftmals müssen sie ein Männchen auf dem Rücken tragen. Dann hat der Kerl das Weibchen schon auf dem Weg zum Laichgewässer gefunden und will sie nicht mehr hergeben.
Zwei, drei warme Tage und Nächte reichen und die Gewässer wimmeln nur so von Erdkröten, die sich in Ufernähe im flachen Wasser tummeln, beseelt von dem Gedanken, sich zu paaren. Eine gewaltige Krötenorgie. Stören lassen sich die Erdkröten dabei von kaum etwas, weshalb sie wunderbar zu beobachten und zu fotografieren sind.
Welche Lebensbedingungen brauchen Erdkröten?
Erdkröten sind keine seltene Spezies, sondern die häufigste Amphibienart in Europa. Ihr Lebensraum sind unaufgeräumte Laufwälder mit kreuz- und querliegendem, moderndem Unterholz, am besten mit einer dicken Laubschicht. Idealerweise liegt nicht weit davon entfernt ein größeres, tieferes, von der Sonne beschienenes Gewässer. Wobei Erdkröten durchaus bis zu zwei Kilometer zurücklegen, um an ihr Laichgewässer zu gelangen.
Die Tiere sind sehr heimatverbunden und kehren immer wieder in das Gewässer zurück, in dem sie geboren wurden. Am Gewässerrand brauchen die Tiere Äste, die ins Wasser ragen oder dort hineingefallen sind, Wasserpflanzen, Schilf und ähnliches, um ihre Laichschnüre festzumachen. Denn die Krötenweibchen legen ihre Eier in Form langer Schnüre ab. Bänder mit hunderten kleiner schwarzer Kügelchen. Auch diese Eiablage ist vom Ufer aus oft gut zu sehen. Finden wir in einem Gewässer dagegen große Mengen gallertartiger Kugeln, so ist das Froschlaich.
Ab wann lassen sich die Erdkröten beobachten?
Ab wann die Erdkröten zum Laichen aufbrechen, lässt sich nicht genau vorhersagen. Meist geht es Mitte März los, abhängig vor allem von der Bodentemperatur, in diesem Jahr hat die Erdkrötenwanderung bereits an Weiberfastnacht begonnen. Fünf Grad warm muss der Boden für einige Tage bis in einem halben Meter Tiefe sein, dann machen sich die Tiere auf den Weg zu ihren Laichplätzen. In Köln, wo die Temperaturen deutlich höher liegen, beginnt die Krötenwanderung gut zwei Wochen früher als etwa in der Eifel.
Aber nicht nur Erdkröten sind unterwegs, sondern auch Grasfrösche und Molche. Die lassen sich nicht ganz so einfach beobachten, die Frösche, weil sie schneller wegspringen, die Molche, weil man sie nicht so einfach erkennt – sie sehen aus wie ein kleines Ästchen.
Um welche Uhrzeit trifft man die Kröten an?
Erdkröten sind nachtaktiv. Abends nach Einbruch der Dunkelheit machen sie sich auf den Weg und krabbeln und hüpfen ein paar Stunden lang durch den Wald. Jedoch lassen sich Erdkröten nicht nur zur Paarungszeit beobachten, sondern das ganze Jahr lang, bis sie sich denn wieder im Herbst wenn es kalt wird. In ihre Überwinterungsquartiere zurückziehen. Will man im Sommer Erdkröten sichten, muss man sich zu dieser späten Stunde nach Einbruch der Dunkelheit auf den Weg machen. Dann sitzen sie auf Waldwegen herum und kriechen durchs Laub, um fette Schnecken und Käfer zu verzehren. Es ist nicht unbedingt unsere Lieblingszeit, um draußen unterwegs zu sein. Erdkröten mögen die Wärme, aber möchten es gerne schön feucht haben. Ideal sind deshalb Tage mit leichtem Sommerregen, wenn es trocken ist, da bleiben die Kröten doch lieber in ihren feuchten Verstecken unter Laub und Totholz.
Doch in der Laichzeit sind die Amphibien tagaktiv. Über Nacht sind sie zu ihren Gewässern gewandert. Dort sitzen Sie dann am Morgen, paddeln im Wasser herum, geben fiepende Geräusche von sich und – Achtung! Sie paaren sich hemmungslos.