Ofenkaulen im 3D-Scan – Sonderausstellung im Siebengebirgsmuseum – youtube-video – Bildband : nun wisst Ihr alles über die Ofenkaulen
Es gibt diese Unterwelt des Siebengebirges, riesige Systeme alter Bergbaustollen im Trachyttuff, der einst die ganze Siebengebirgsregion mit bis zu 200 Meter Mächtigkeit bedeckte. Dieser Tuff bildete sich vor etwa 25 Millionen Jahren, als im Gebiet des heutigen Königswinter gewaltige Vulkane ausbrachen und die Landschaft unter Asche begruben. Dieser Tuff hat begehrte Eigenschaften: er speichert die Wärme sehr gut und Tuffsteine zerspringen auch nicht bei großer Hitze – ein ideales Baumaterial für Backöfen in einer Zeit, bevor der Elektrobackofen aus Stahl erfunden wurde. Jahrhundertelang wurde deshalb im Siegengebirge Tuff abgebaut, große Bergwerkssysteme entstanden, um die heute Gerüchte und Legenden kreisen.
Denn … die Ofenkaulen sind nicht mehr zugänglich, manche Teile sind eingestürzt, Zugänge sind verschlossen.
Blöcke wurde einst aus dem relativ weichen Tuff herausgesägt und ans Tageslicht gebracht, über die alten Karrenwege fuhren Gespanne, um das Material abzutransportieren. In späterer Zeit geschah dies mit Loren, in den alten Stollen liegen an manchen Stellen noch Schienen, auch LKW fuhren in jüngerer Zeit darin herum, die Abbaugebiete wurden immer größer, Hallen mit bis zu 20 Metern Höhe entstanden, 7 Sohlen liegen übereinander.
Im zweiten Weltkrieg wurden die Ofenkaulen wie viele andere große Bergwerke für die sogenannten U-Verlagerungen ausgewählt, kriegswichtige Industrie wurde bombensicher in den Untergrund verlegt, in den Ofenkaulen wurden von der Firma Aerostahl Flugzeugmotoren für die Wehrmacht gebaut.
Im März 1962 versteckte sich einer der meistgesuchten deutschen Verbrecher in den Ofenkaulen: Dieter Freese, Bankräuber, Ausbrecherkönig und Mörder. Rein zufällig entdeckte ihn ein Polizist auf einem Routinegang, Freese überwältigte ihn, erschoss den Polizeihund und floh. Das ganze Rheinland wurde von bewaffneten Polizisten durchsucht, erst am 9.März 1962 wurde er im Bayrischen Wald verhaftet.
Heute haben die Ofenkaulen immer noch einen legendären Ruf bei Lost-Place-Suchern, Höhlengängern und Bergwerksfans, aber diese alten Bergwerke begeistern auch Geologen und Vulkanologen, weil sie mitten durch die vulkanischen Ablagerungen des Siebengebirges hindurch spazieren können, Schichtung und Sedimentologie des Tuffs betrachten können (der sich teilweise in einem See abgelagert hat) und manchmal auch einen jüngeren Basaltgang sehen, der den Tuff durchschlagen hat.
Die einzigen, die aber heute noch problemlos in die Ofenkaulen hineinkommen, sind Fledermäuse. Die Ofenkaulen sind eines der wichtigsten Überwinterungsquartiere für Fledermäuse in NRW.
Eine Ausstellung zu den Ofenkaulen gibt es noch bis mindestens 27.Februar 2022 im Siebengebirgsmuseum in Königswinter.
Mit Dr.Gösta Hoffmann vom Institut für Geologie der Universität Bonn als Projektleiter hat ein Geologenteam mit Mathias Knaak am 3D-Scanner einen Teil der Ofenkaulen mit dem Scanner abgetastet und faszinierende Aufnahmen erstellt.
Hier ist der ganze Projektbericht mit einem digitalen Flug durch die Ofenkaulen
In einem Filmbericht auf youtube zu diesem 3D-Projekt gibt es ein Interview mit Dr.Sigrid Lange, der Leiterin des Siebengebirgsmuseums, zur Sonderausstellung und einige Videos von der Arbeit des Teams mit dem 3D-Scanner in den Ofenkaulen …. und natürlich digitale 3D-Bilder aus dem Untergrund.
Ein prächtiger, großformatiger Band über die Ofenkaulen ist 2020 im Imhoff-Verlag erschienen und mittlerweile vergriffen.
Whouhh ! Großartig !