Schon Steinzeitmenschen und Römer bauten in Kottenheim und Mayen Reib- und Mühlsteine ab.
Eine Wanderung durchs Kottenheimer Winfeld
Das Eifler Mühlsteinrevier soll UNESCO Weltkulturerbe werden. Die Gemeinden Mayen, Ettringen, Kottenheim, Mendig und Andernach haben sich zusammen geschlossen, um dieses imposante Ziel zu erreichen. Geeint werden die Gemeinden durch den Jahrtausende währenden Basaltabbau zur Herstellung von Reib- und Mühlsteinen. In Andernach wurden keine Mühlsteine hergestellt, wenn die Römer auch am nahegelegenen Vulkan Hohe Buche Basalt abbauten. Der wurde allerdings nur als Baustein für die Trierer Moselbrücke verwendet. Andernach aber war schon in der Römerzeit ausgesprochen wichtig für die gesamte Mühlsteinindustrie rund um Kottenheim, Ettringen und Mayen, denn hier wurde der Basalt auf Schiffe verladen und gehandelt.
Begonnen hatte die Geschichte des Eifler Mühlsteinreviers schon viel früher, nämlich vor über 200.000 Jahren, als die Vulkane der Bellerberggruppe bei Ettringen und der Wingertsberg bei Mendig Lavaströme ausfließen ließen, die zu hochwertigem Mühlsteinbasalt erstarrten. Der Mendiger Archäologe Fritz Mangartz hat die Geschichte des Mühlsteinabbaus erforscht und herausgefunden, dass sowohl bei Mayen als auch bei Kottenheim bereits vor 7000 Jahren die Steinzeitmenschen des Neolithikums Basalt abbauten, um daraus Reibsteine herzustellen, mit denen sie Getreide zu Mehl zerrieben.
In großem Umfang aber begann der Basaltabbau erst, als die Römer die Herrschaft über die Eifel übernahmen und der Basaltabbau nahezu industrielle Formen annahm. Für Straßenbau und Bauwerke bauten sie überall in der Eifel Basalt ab. Vier Römerstraßen führten von Mayen an den Rhein. Dass der Basalt von Mayen, Ettringen und Kottenheim ein ganz besonderer war, das erkannten die Römer früh und entwickelten hier eine gewaltige Mühlsteinindustrie. Durch Berechnung des Volumens der abgebauten Basaltvorkommen und unter Berücksichtigung der Herstellungstechniken und des dadurch anfallenden Abfalls geht Fritz Mangartz davon aus, das im Mayener Bergbaurevier über 17 Millionen Handmühlen herstellt wurden. Zehntausende Mühlsteine wurden im Laufe der Jahrhunderte hergestellt und einst vielleicht über die Nette an den Rhein gebracht, später mit Fuhrwerken und in jüngerer Zeit mit der Eisenbahn nach Andernach transportiert und mit dem 1554 bis 1559 erbauten Kranen auf Schiffe geladen.
Während im Kottenheimer Winfeld und in der Ettringer Lay der Basalt nur im Tagebau abgebaut wurde, gingen die Bergleute im Mayener Grubenfeld auch unter die Erde und schufen im untertägigen Mühlsteinabbau die Mayener Bierkeller. Durch den neuzeitlichen Basaltabbau wurden die Keller zum großen Teil zerstört, auf Initiative des Biologen Dr.Andreas Kiefer vom NABU konnten aber wichtige Teile der Mayener Bierkeller unter Schutz gestellt werden und sind heute ein wichtiges Refugium für Fledermäuse.
Diese historischen Basaltabbaugebiete lernen wir am besten auf einer Wanderung durch das Kottenheimer Winfeld kennen, der nach Norden ausgeflossene Lavastrom des Bellerbergvulkans wurde hier abgebaut. Wir parken an der Hochsimmerhalle und folgen dem gut ausgeschilderter Wanderweg Vulkanpfad. Zunächst geht es durch einen urigen Buchenwald, bis wir irgendwann in eine Landschaft gelangen, die aus einer vergangenen Zeit zu stammen scheint, es würde uns nicht verwundern, wenn hier gar noch ein Dinosaurier um die Ecke gestapft käme. Tiefe Basaltschluchten scheinen ein Labyrinth zu bilden, immer wieder führen kleine Pfade in scheinbar unerforschte Schluchten. Immer wieder tauchen alte Bergbaukräne auf, mit denen einst die tonnenschweren Mühlsteine angehoben und verladen wurden. Der Vulkanpfad führt an den schönsten Stellen, an dekorativen historischen Kränen vorbei und zu spektakulären Aussichtspunkten. Wer aber mal vom Weg abweicht und einem der kleine Pfade in die Schluchten folgt, darf nicht überrascht sein, wenn plötzlich Menschen in den Felsen hängen : das Kottenheimer Winfeld ist eines der beliebtesten Klettergebiete des Deutschen Alpenvereins. Ganz besonders reizvoll ist das Winfeld des Morgens an nebeligen Tagen. Da muss man früh raus aus dem Bett und in diese Basaltschluchten aufbrechen, überaus mystisch erscheint diese Landschaft. Aber Vorsicht, so mancher Pfad endet vor einer unbezwingbaren Felswand, dann heißt es umkehren. Aber wie ging doch gleich der Weg … verirren im Winfeld ist denkbar.
Wer dem Vulkanpfad weiter folgt wandert über den Kottenheimer Büden und letztlich über den Ettringer Bellerberg, und dann wird die Entscheidung für morgens oder Abends ganz schwer. Denn obenauf dem Bellerberg steht eine einsame Bank und dieser Ort ist einer grandiosesten Plätze für einen Sonnenuntergang in der ganzen Eifel. Ist die Sonne dann untergegangen sind wir sehr schnell runter vom Berg in Ettringen und der Weg zum Parkplatz dauert nur noch 15 Minuten.