Es war ein besonderer Tag als ich vor drei Tagen morgens früh in die Nähe des Nestes der Flussregenpfeifer kam. Britta Franzheim von den Quarzwerken hatte mich informiert, es sei wohl soweit, sie müßten heute schlüpfen – natürlich bin ich morgens nach Sonnenaufgang aufgebrochen, um nachzusehen, wie denn dort die Lage sei. Das Gelege hatte ich schon vor einer Woche gesehen, heute aber war ich noch recht weit entfernt, als die Flussregenpfeifereltern mit großem Gezeter versuchten, mich wegzulocken. Ich ahnte, dass die Küken vor ganz kurzem geschlüpft sein mußten. Ich habe mich dem Nest vorsichtig genährt und tatsächlich … kaum erkennbar zwischen den Kieselsteinen und absolut still kauerten vier klitzekleine Flussregenpfeiferküken im Nest.
Flussregenpfeifer sind Nestflüchtlinge, kaum aus dem Ei heraus, laufen sie auch schon los. Droht Gefahr, geben ihnen die Eltern ein Zeichen und sie verwandelt sich zum Kieselstein, sie verharren absolut reglos, auch wenn jemand direkt neben ihnen steht – sei es ein Mensch oder ein Fuchs. Die Eltern selber versuchen den potentiellen Feind wegzulocken, indem sie laut zeternd auf sich aufmerksam machen und so tun, als seien sie verletzt und somit eine leichte Beute. Niemand kann sie übersehen oder überhören, jeder Fressfeind wird sich ihnen zuwenden.
Die Fotos habe ich aus einer gewissen Entfernung mit Teleobjektiv gemacht. Kaum war ich wieder weg, saß auch schon die Mutter (oder war es der Vater?) auf dem Nest und wärmte die Kleinen, ich habe die Familie dann einen ganz Weile lang aus sicherer Entfernung beobachtet. Es dauerte nicht lange, da kamen die Küken zum Vorschein und flitzen zwischen den Kieselsteinen umher. Als ich dann später noch einmal vorbei ging, wiederholte sich das Spiel: die Eltern verschwanden und versuchten mich wegzulocken, die Kücken saßen erstarrt im Nest.