Herr Esser baut dann eben einen neuen Fluss

Exkursion in die rekultivierte Landschaft des Tagebaus Inden bei Eschweiler

Der kleine Fluss Inde entspringt im Hohen Venn, gerade noch auf belgischem Gebiet und fließt 54 km lang, bis er kurz vor Jülich in die Rur mündet. Jahrhundertelang war das so, bis im Jahre 1996 der Braunkohlentagebau Inden an die Inde gelangte, sie war auf einmal im Weg und musste weg, denn wo sie jetzt noch floß, sollte sich bald der gewaltige Tagebau ausdehnen. Nun zerstört Rheinbraun (heute RWE) nicht nur Landschaften, es werden auch ganz neue geschaffen. Das macht Herr Esser, Leiter der RWE-Forschungsstelle Rekultivierung in Schloß Paffendorf mit seinem Team. Die Inde wurde umgeleitet, ein ganz neuer Verlauf wurde geplant, statt des bis dahin 5 km langen begradigten Flussverlaufs zwischen Lamersorf und Kirchberg wurde ein jetzt 12 km langes neues Flußbett um den Tagebau Inden herum geschaffen.

Die Inde im 16.Jahrhundert (aus Wikipedia)

Das besondere an diesem neuen Fluß ist sein unregulierter Verlauf. Kein betonierter Kanal, wie wir ihn in der Region des Öfteren finden, sondern ein vollkommen freier Fluß ist hier entstanden, der in einer 300 Meter breiten Flussaue nach eigenem Ermessen und nach Herzenslust mäandrieren kann. Im September 2005 wurde die neue Inde dann komplett geflutet, ist seither ein herrlicher Fluß, der bisherige Indeverlauf wurde schon bald danach weggebaggert. Und seither mäandriert die Inde, schafft sich neue Flußbiegungen mit Steilwänden, lagert Kiesbänke ab und nimmt sie wieder mit. An ihrem Verlauf wurden diverse Pflanzen angepflanzt, neue Arten kamen selbständig hinzu, hunderte Tierarten siedelten sich an, zahllose Insekten, vor allem schöne Libellen, fliegen und turteln im Indetal herum. Im Sommer schmückt sich die Inde mit einer unüberschaubaren Blütenmenge der verschiedensten Arten, immer wieder schaut eine der zahlreichen Orchideenarten hervor. Insbesondere im Frühsommer, wenn der Ginster blüht, leuchtet das Indetal sonnengelb und verströmt einen intensiven Duft.

Tagebau Inden und Verlauf der neuen Inde (Quelle: RWE Forschungsstelle Rekultivierung)

Entlang der neuen Inde verläuft ein Rad- und Wanderweg, der mit dem Auto nicht zu befahren ist und deshalb umso reizvoller ist. Zu Fuß ist es schon ein ordentliches Stück, will man die ganze Inde abwandern, mit dem Fahrad aber können wir zwischen Kirchberg und Lamersdorf hin- und her pendeln, auf der einen Seite des Fluss hin, am anderen Ufer wieder zurück. Allerdings: das Indetal ist meist gut bewachsen, der Fluss ist über weite Strecken nicht zu sehen, er fließt dort unten in den Büschen, ungestört können die Tiere dort leben. Immer wieder aber stoßen wir auf Stellen, an denen wir den Fluß sehen können und auch ans Ufer gelangen können. Auf der anderen Seite des Radweges, der zwischen Indetal und Äckern verläuft, liegt ein breiter Blühstreifen, der für den Städter eine unfassbar große Menge Blüten gedeihen läßt.

Zu Fuss gibt es dennoch eine wunderbare Wanderung, sie beginnt an der Ortschaft Kirchberg im Norden des Tagebaus. Am Ende des Lohrbergweges machen wir uns auf den Weg an der Inde entlang bis zur Mäanderbrücke. Dort stoßen wir auf eine etwas deplaziert wirkende Aussichtsplattform aus Stahl, die die Frage offen läßt, was für ein besonderer Ausblick denn hier geboten werden soll.

Wir überqueeren die Brücke und gehen auf der anderen Seite des Flusses wieder zurück nach Kirchberg, nutzen aber den verträumten Wanderpfad J6, der direkt hinter der Brücke hinter einem dicken Felsblock beginnt. Diese Strecke ist etwa 5 km lang, nehmen wir die nächste Brücke über die Inde, ist der Weg etwa 9 km lang.

Neue Inde an der Mäanderbrücke
Pyramiden-Hundswurz (Anacamptis pyramidalis) in voller Blüte

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