Zumindest für eine Zeit lang ist der Drachenfels nun fertig, instandgesetzt, gesichert. Aber da auch in Zukunft die Erosion weiter an diesem Berg nagen wird, wird er irgendwann weiter bröckeln und in etlichen Jahren werden wieder Felsen vom Drachenfels herunterstürzen. Für uns, die wir jetzt aber den Drachenfels besteigen wollen, ist wahrscheinlich erst einmal jegliche Gefahr gebannt. Vergessen wollen wir aber nicht, dass in geologischen Zeiträumen der Drachenfels wie auch der Rest des Siebengebirges komplett verschwunden sein werden.
Schon 1970 wurde der Drachenfels nach einem großen Steinschlag mit Felsnägeln und Freispielankern gesichert, da Gefahr bestand, dass die Ruine hinabstürzen könnte – ein aus historischer und touristischer Sicht unfassbarer Gedanke.
2017 machten sich oberhalb des Eselswegs, dass ist der kurvenreiche Wanderweg, der von Schloß Drachenburg rheinseitig zum Drachenfelsplateau hinaufführt, tiefe Risse im Fels bemerkbar. Schon früher waren hier mächtige Felsbrocken hinabgestürzt, nun drohte erneut Gefahr und der Eselweg mußte gesperrt werden. Jahrelang war der Drachenfels nun auf der zum Rhein hin gelegenen Seite eingerüstet, es wurde gebohrt, geschraubt, verankert und mit Beton gespritzt, stabile Drahtnetze wurden gespannt. Anker, die tief in den Berg hinein gehen, sollen die natürliche Erosion aufhalten und verhindern, dass sich große Brocken vom Berg lösen und in die Tiefe stürzen. Eine Schicht aufgespritzten Betons verhindert, dass sich kleine Teilchen lösen, vor allem aber, dass Feuchtigkeit in den Berg eindringen kann und ihn von innen mürbe macht, bei Frost würde auch der Druck des sich ausdehnenden Eises das Gestein lockern. Auch Wurzelsprengung ist ein ernsthaftes Problem, das jeder Wanderer erkennen kann, wenn er in unsanierten Bereichen beobachtet, wie sich die Wurzeln der Bäume in Gesteinsspalten drängen. Und fällt doch etwas herunter, sollen die stabilen Fangnetze es aufhalten, damit es nicht auf Fußgängerwege stürzt.
So wurde ein über 30 Meter hohes Gerüst mit einem Gewicht von über 120 Tonnen errichtet, es wurden fünf bis zu 16 Metern lange Freispielanker ausgetauscht und zwei komplett neue eingesetzt. 65 Felsnägel mit bis zu fünf Metern Länge wurden in den Fels getrieben, um den Berg zusammen zu halten.
Was sind Felsanker ?
Ein Felsanker ist ein langer Stab, der tief in den Fels gesetzt wird. Ein Loch wird gebohrt, der Anker ist in der Tiefe im gesunden harten Fels gut verhaftet und hält somit den außen am Berg liegenden lockeren Fels fest. Diese Anker sind entweder auf der ganzen Länge mit dem Fels verbunden, man bezeichnet dies als Vollverbundanker. Oder er ist nur an der Spitze im gesunden Gestein mit dem Fels verbunden, bleibt in der Längsrichtung beweglich und wird mittels Mutter und Platte fest gespannt, dabei spreizt sich der Anker wie ein Dübel im Bohrloch in der Hauswand beim Aufhängen eines neuen Bildes, wenn die Schraube hinein gedreht wird. Das Loch kann mit Mörtel oder Spezialharz verfüllt werden, um zusätzliche Haftung des Ankers zu geben.
Boden- und Felsnägel
Setzen von Felsankern
Als Felsnägel werden auch selbstbohrende Anker bezeichnet. Der Ankerstab ist an der Spitze mit einer Bohrkrone versehen, die es je nach Beschaffenheit des Untergrundes erlaubt, den Anker drehend oder per Schlagbohrung vorzutreiben. Die Bohrkrone verbleibt normalerweise als verlorene Spitze im Untergrund. Es können mit diesen Nägeln Kräfte bis circa 1000 kN in den Untergrund eingeleitet werden. Meist handelt es sich bei den Nägeln um Rohre, so dass der Ankermörtel durch den Anker ins Bohrloch gepresst werden kann.
Schöner geworden ist der Drachenfels durch diese Maßnahmen nicht, mit seinem Betonüberzug erinnert er doch sehr an den Affenfelsen im Kölner Zoo. Negative Folgen hat diese Maßnahme auch für die im Felsen einst wohnenden Fledermäuse. Fledermäuse wohnen der gerne in Felsspalten, die durch die Sanierungsmaßnahmen verschlossen wurden, Lebensräume gingen verloren. Dass einige aufgehangene Fledermausnistkästen diesen Verlust wettgemacht haben, wie es in vor der Sanierung erstellten Gutachten dargestellt wurde, bezweifeln Naturschützer deutlich.
Im Jahr 2023 mußte der Fahrweg auf der zur Löwenburg hin gelegenen Seite des Drachenfelses gesichert werden, auf den sogenannten Kutschenweg fielen vom Hang immer wieder Gesteinsbrocken, es war auch mit größeren Brocken zu rechnen, auch hier waren Fußgänger gefährdet. Ein über zwei Meter hohes Fangnetz aus stabilem Draht sicher seit 2024 den Kutschenweg. Der vorher noch vorhandene Charme des alten Weges mit seinen Holzplanken ist vollkommen verloren gegangen.
Hinter dem Forsthaus des VVS am Lohrberg sind einige Bohrkerne ausgestellt, die bei den Sanierungsarbeiten aus dem Drachenfels gezogen wurden. Sehr schön lassen sich darin große Sanidinkristalle erkennen.
Das Bild des Drachenfels hat sich durch die Sanierung deutlich geändert. Sein Anblick, seine Mystik, die die wilden Felsen einst hatten, sind einer bizarren Kulisse aus Beton, Draht und Schrauben gewichen, romantische Gedanken kommen bei seinem Anblick nur noch im dichten Nebel auf. Was hätte wohl Lord Byron niedergeschrieben, der einst mit seinem Gedicht „The castled crag of Drachenfels“ diesen Berg so berühmt machte und ihn vor den Steinmetzen des Kölner Kurfürsten rettete, die den Berg am liebsten komplett zerlegen wollten, um in Köln noch mehr Kirchen zu errichten. Nun … Lord Byron ist nie auf dem Drachenfels gewesen, er hat ihn nur von der anderen Rheinseite aus gesehen … aber ich glaube, er hätte nicht gedichtet.